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Fall Blinde Flecke



   
Fallverlauf Film, dopp.de, 2000

Fallminiaturen

Fallstudien
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Information
Fallstudien
‚Fall‘ und ‚Fallstudien‘ (CD und Buch) bilden den vorläufigen Endpunkt einer Reihe, die, mit ‚Fall – Blinde Flecke‘ anfangend, auf einem Text aus dem ‚Finnegans Wake‘ von James Joyce basiert.

Mit ‚Fall – Blinde Flecke‘ begann ich mich 1993 mit gewissen Phänomen bei der Darstellung von Zeit und Ort, von Linearitäten und Sprüngen zu beschäftigen, zu denen ich seither immer wieder zurückkehre. Ursprünglich war ‚Fall – Blinde Flecke‘ ein Vierkanal-Tonbandstück, das unerbittlich seinen Lauf nahm, ich versuchte jedes Element das nachfolgende in Ort und Zeit, in Frequenz und Dynamik beeinflussen zu lassen und also eine im Prinzip unendliche Kette zu schaffen. Diese hermetische Situation wollte ich später wieder auflösen. Im Rahmen einer Aufführung im Heidelberger KV begann ich die Lautsprecher entlang einer Notation zu verschieben, deren Ausgangspunkte mir der Aufführungsraum lieferte. Ich fügte dem Stück neue Geräusche – durch das Verschieben der Lautsprecher – vor allem aber unterschiedliche Sichtachsen zu; eine Struktur, die sich nach Mustern vollzog, einer Bodennotation, die auf den Boden gezeichnet war. Diese Zeitlichkeit des Stückes existiert natürlich nur im Moment der Aufführung.

Die stereophone Fassung, die die Grundlage der ‚Fallstudien‘ wurde, beschäftigt sich mit der Abwesenheit von Zeit in den Geräuschen, die kreisförmig, ohne Anfang und Ende angeordnet sind; in denen die Gegenwart des einzelnen akustischen Ereignis zwar dominiert, die aber dennoch aufeinander bezogen bleiben. Mich interessierte stark der Gedanke zeitloser Zustände, die jede Anordnung, jedes Vor- und Nachher in einer Gegenwart verdichten.

In den ‚Fallsudien‘ beobachte ich die Geräusche des Stückes entsprechend der Abtastrate von 44,1 kHz. Jedem erfaßten Bruchstück ist, abhängig von Ort, Zeit und Dynamik ein Zahlenpaar zugeordnet. Negative Zahlen bezeichnen entweder einen negativen Ausschlag der Amplitude (bezogen auf die x-Achse) oder das Fehlen eines Kanals, d.h. einem Geräusch, das nur im linken Kanal zu hören ist, fehlt der Rechte, der daraufhin als negative Zahl erscheint. Es interessiert mich nicht, die Geräusche des Stücks in den ‚Fallstudien‘ zu analysieren, sondern Muster zu beobachten, die dem Stück Zeit zufügen, einem Geräusch (einem aperiodischen akustischen Signal) eine Vergangenheit, eine Zukunft zuschreiben, bzw., da mir auf der Fläche nur zwei Dimensionen zur Verfügung stehen, Muster, die Ort und Zeit vielleicht zu Funktionen der Dynamik, der Lautstärke, sie also abhängig machen.

Berlin im August 2001
Oliver Siebeck
‚Fall‘ und ‚Fallstudien‘ basieren auf einem Text aus dem ‚Finnegans Wake‘ von James Joyce (FW S. 298/99).
‚Fall – Blinde Flecke‘ eine Performance, auf deren Zuspielband die ‚Fallstudien‘ basieren, war ursprünglich, 1993, als eine Audioperformance für gewisse Räume konzipiert. Ich versuchte damals eine lineare Zeitdarstellung mit einer Arbeit zu verbinden, deren Teile sich gegenseitig bedingen; ich versuchte jedes Element das Nachfolgende in Ort und Zeit, in Frequenz und Dynamik beeinflussen zu lassen – und also eine im Prinzip unendliche Kette herzustellen. Zu dieser Zeit war ‚Fall‘ ein Vierkanal-Tonbandstück, das unerbittlich seinen Lauf nahm. Diese hermetische Situation, in der das akustische Ereignis die Struktur dominierte, versuchte ich aufzulösen. Ich nahm den Lautsprechern ihre feste Position und verschob sie mehrfach während der Aufführung, nach einer Notation, deren Ausgangspunkte mir der Aufführungsraum lieferte. Ich fügte dem Stück neue Geräusche – durch das Verschieben der Lautsprecher – vor allem aber unterschiedliche Sichtachsen zu, also eine sichtbare Struktur, die sich nach Mustern vollzog, die auf den Boden gezeichnet waren. Nach einigen Überarbeitungen seither entstand ‚Fall‘ in seiner jetzigen, stereophonen Fassung. Diese Version beschäftigt sich stärker mit der Abwesenheit von Zeit, mit einer kreisförmigen Anordnung ohne Anfang und Ende, die von der Gegenwart des einzelnen akustischen Ereignis‘ bestimmt wird. Solche zeitlosen Zustände verdichten jede Anordnung, jedes Vorher und Nachher, in einer Gegenwart.
Die ‚Fallstudien‘ sind keine Visualisierung dieses Vorgangs. Sie fügen dem Stück keine Bedeutung zu. Sie beobachten seine Geräusche entsprechend der Abtastrate von 44,1 kHz. Jedem erfassten Bruchstück wird nach Ort, Zeit und Dynamik ein Zahlenpaar zugeordnet. Negative Zahlen bezeichnen entweder einen negativen Ausschlag der Amplitude oder das Fehlen eines Kanals, d.h. einem Geräusch, das nur im linken Kanal zu hören ist, fehlt der Rechte, der daraufhin als negative Zahl erscheint. Dynamikverläufe einzelner Geräusche oder Geräuschgruppen werden als mehr oder weniger geschwungene Zahlenketten dargestellt. Je geradliniger diese Ketten in der Vertikalen verlaufen, desto lauter ist ein Geräusch oder eine Geräuschgruppe. Es interessierte mich nicht die Geräusche von ‚Fall‘ in den ‚Fallstudien‘ zu analysieren, sondern Muster zu beobachten, die dem Stück Zeit zufügen, einem Geräusch, aufgrund seiner Lautstärke oder seiner Position im stereophonen Spektrum, eine Vergangenheit, eine Zukunft zuschreiben, bzw., da auf der Fläche nur zwei Achsen zur Verfügung stehen, die Ort und Zeit zu Funktionen der Dynamik, der Lautstärke machen, sie also abhängig machen.